« zurück «

WER IST MUMIA ABU-JAMAL?

Mumia Abu-Jamal trat schon mit 14 Jahren Mitglied in die kämpferischen Black Panther Party ein. Später, als Radiojournalist in Philadelphia, wurde er als "Stimme der Stimmlosen" bekannt und beliebt, man wählte ihn zum Vorsitzenden des Verbandes schwarzer Journalisten. Doch von manchen wurde er verhaßt.

In Dezember 1981 sah Mumia wie ein Polizist sein Bruder zusammenschlug. Er rannte hinzu, doch plötzlich wurde der Polizist von mehreren Schüssen getötet. Zeugen sahen wie ein Mann vom Ort des Geschehens wegrannte - vielleicht zwei Männer. Als Mumia ankam wurde auch er angeschossen und beinahe getötet. Die hinzugekommenen Polizisten schlugen und trat ihn, brachten ihn danach ins Krankenhaus- und verhaftet ihn als Mörder. Seit Jahren hatte die Polizei wegen seiner Opposition zum Rassismus und zur Polizeibrutalität auf so einer Gelegenheit gewartet.

Im Gerichtsprozeß erreichte die Staatsanwaltschaft, daß fast alle Schwarze als Geschworene abgelehnt wurden. Mumia bekam einen unvorbereiteten, unmotivierten Pflichtverteidiger, dem später sogar die Lizenz aberkannt wurde. Er versuchte, sich selbst zu vertreten, doch der Richter, ein berüchtigter Rassist, ließ ihn von dem größten Teil des eigenen Prozesses entfernen.

Entscheidende Teile des Beweismaterials wurden vorenthalten; z.B. "verschwanden" Teile der tödlichen Kugel aus dem Polizeitresor. Zeugen und Zeuginnen gegen ihn, vor allem zwei Prostituierte und ein illegaler Taxifahrer, wurden deshalb ausgesucht weil sie selbst von Strafen bedroht waren - und änderten ihre Aussagen, wie befohlen, um Mumia zu belasten. Hinzu behauptete man, Mumia hätte kurz nach der Schießerei "gestanden". Erst später fand man heraus, dass dieses Geständnis in Nachhinein konstruiert wurde; der verhaftende Polizist und der Notarzt sagten beide, er hätte gar nichts gesprochen. Damit die Geschworenen ihn nicht nur auf "Schuldig" entschieden, sondern auch auf einer Todesstrafe, las man revolutionär klingende Zitate vor, die aus einem Interview mit Mumia zehn Jahren zuvor stammten.

Bei späteren Anhörungen, um einen neuen Prozeß zu erreichen, luden Mumias neue Anwälte eine Zeugin vor, die aussagte, sie hätte unter Druck der Polizei gelogen. So bald sie aus dem Zeugenstand trat wurde sie wegen eines alten Haftbefehls aus einem anderen Bundesstaat verhaftet.

Besonders als Pennsylvania-Gouverneur Tom Ridge Hinrichtungsbefehle für Mumia unterschrieb, wuchs eine Weltbewegung, die einen neuen Prozeß forderte. Es gab große Demonstrationen, auch in Paris, Hamburg und Berlin, wo 7000 zur USA-Botschaft marschierten. Um dieser Bewegung entgegenzuwirken organisierte der Fraternal Order of Police (Brüderlicher Verband der Polizei) eine weltweite Medienkampagne, die Mumia als einen geständigen Polizistenmörder hinstellte.

Mumia stellte 2001 ein neues Anwaltsteam an. Es wurden nun eine Reihe von Aussagen publiziert, die Mumias Unschuld untermauerten, darunter seine eigene Schilderung der Ereignisse, die seines Bruders und, vielleicht am wichtigsten, das Geständnis von Arnold Beverly, der zugab, er habe mit einem zweiten Mann im Auftrag der Unterwelt, mit dem Wissen von Teilen der Polizei, Daniel Faulkner deshalb getötet, weil der Polizist die allgemeine Korruption aufdecken wollte. Die Staatsanwaltschaft nannte dies "absurd" und lehnte es ab, Beverly auch nur anzuhören, wie auch neue Aussagen über den Druck auf einer Zeugin, die privat zugab, das Verbrechen gar nicht gesehen zu haben.

Die Forderung nach einer Revision kam nach langer Zeit vor Bundesrichter William Yohn, der nach zwei Jahren entschied, die Frage der Schuld Mumias sei erledigt, Gegenbeweise seien verjährt, und ein Gesetzt der 90er Jahre verbot dazu neue Entscheidungen. Wegen Formfehler bei der Verurteilung in der ersten Instanz sei lediglich das Todesurteil ungültig und daher aufzuheben.

Seine Entscheidung wird sowohl von Mumias Anwälte angefochten, wie auch von der Staatsanwaltschaft, die noch auf die Todesstrafe beharrt. Sobald über diese Anfechtungen entschieden wird geht der Fall zum Pennsylvania-Gericht zurück, mit der Auflage, eine neue Strafe zu bestimmen - die auch wieder eine Todesstrafe sein könnte. Wenn es innerhalb 180 Tagen nicht entscheidet wird die Strafe automatisch "lebenslänglich" lauten. Noch eine kleine Frage ließ er offen; ob die Auswahl der Geschworenen mit offensichtlicher Bevorzugung von Weißen rechtens sei. Mumias Anwälte kämpfen auf diesen und anderen Punkten weiter, meinen aber, dass nur eine starke Protestbewegung die Freilassung Mumias erreichen kann.

Seit 20 Jahren wird Mumia allein in seiner Zelle 23 Stunden am Tag eingesperrt, auch ohne Körperkontakt mit seiner Familie. Trotzdem schreibt er mutig weiter seine Essays und Kommentare zu Weltereignissen. Zur Zeit wird in den USA die Todesstrafe von manchen Seiten angezweifelt, und einige ungerecht Verurteilte konnten befreit werden. Mumia dagegen, wohl aus Rache und weil man seine scharfe Worte - in Freiheit gesprochen - fürchtet, vielleicht auch aus Angst, was bei einem neuen Prozess an Korruption zutage käme, bleibt weiter im Todestrakt. Ein großer Kampf ist sicher notwendig, um ihn zu retten. Doch ist dies keineswegs unmöglich!

Stoppt die Hinrichtung! Freiheit für Mumia Abu-Jamal!