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Erklärung von Mumia Abu-Jamal
3. Mai 2001, Waynesburg, Pennsylvania


An das Bezirksgericht der Vereinigten Staaten Bezirk Ost-Pennsylvania
Antragsteller Mumia Abu-Jamal Fall Nr. 99 CIV 5089 (YOHN) Gegen Martin Horn, Bevollmächtigter der Strafvollzugsbehörde von Pennsylvania und Connor Blaine, Leiter der Strafvollzugsanstalt Greene. Erklärung von Mumia Abu-Jamal Ich, Mumia Abu-Jamal, erkläre:

1. Ich bin der Antragsteller dieser Eingabe. Falls ich als Zeuge aufgerufen werde, kann und werde ich das Folgende aus eigenem, persönlichem Wissen bezeugen:

2. Ich habe den Polizeibeamten Daniel Faulkner nicht erschossen. Ich hatte mit der Ermordung von Officer Faulkner nichts zu tun. Ich bin unschuldig.

3. Während meines Verfahrens wurde mir das Recht verweigert, mich selbst zu verteidigen. Ich hatte kein Vertrauen zu meinem vom Gericht bestellten Pflichtverteidiger, der mich kein einziges Mal gefragt hat, was in der Nacht tatsächlich geschehen ist, in der ich angeschossen und der Polizeibeamte getötet wurde. Außerdem war ich mindestens die Hälfte der Zeit vom Verfahren ausgeschlossen.

4. Da mir während des Verfahrens alle meine Rechte verweigert wurden, habe ich nicht ausgesagt. Ich wollte nicht dazu benutzt werden, das Ganze wie ein faires Verfahren erscheinen zu lassen.

5. Im Berufungsverfahren 1995 habe ich auf Anraten meines Anwalts Leonard Weinglass, der mir ausdrücklich sagte, ich solle nicht aussagen, nicht als Zeuge ausgesagt

6. Jetzt habe ich zum ersten Mal Gelegenheit erhalten zu erzählen, was in den frühen Morgenstunden des 9. Dezember geschehen ist. Hier die Ereignisse:

7. Als Taxifahrer nahm ich oft die 13. und die Locust Street, weil das eine beliebte Nachtclubgegend mit viel Fußgängerverkehr war.

8. In der Nacht des 9.12.81 arbeitete ich für United Cab.

9. Ich glaube, ich war gerade zurück von einer Fahrt nach West Philly.

10. Ich war eben dabei, das Fahrtenbuch auszufüllen, als ich Geschrei hörte.

11. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel und sah das blinkende Signallicht eines Polizeiwagens. Das war nichts Ungewöhnliches.

12. Ich schrieb weiter in mein Fahrtenbuch, als ich etwas hörte, das nach Schüssen klang.

13. Ich schaute erneut in meinen Rückspiegel und sah Leute die Locust hinauf und hinunter rennen.

14. Bei genauem Hinsehen erkannte ich meinen Bruder, der schwankend und benommen auf der Straße stand.

15. Ich sprang sofort aus dem Auto und rannte auf seine Schreie zu.

16. Als ich die Straße überquerte, sah ich, wie ein uniformierter Polizist mit einer Waffe in der Hand sich zu mir umdrehte, ich sah einen Lichtblitz und fiel auf die Knie nieder.

17. Ich schloß meine Augen, saß ganz still und versuchte zu atmen.

18. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, daß ich Tritte und Schläge fühlte und daß ich aus einer Bewußtlosigkeit auftauchte.

19. Als ich die Augen öffnete, sah ich überall um mich herum Polizisten.

20. Sie brüllten und fluchten, rissen und zerrten an mir. Ich fühlte mich sehr schwach und kaum fähig, etwas zu sagen.

21. Durch die Polizistenmenge hindurch sah ich meinen Bruder, dem das Blut den Hals hinunterlief, und einen Polizisten, der auf dem Rücken auf dem Gehweg lag.

22. Ich wurde auf die Füße gezerrt, an einen Telefonmast gerammt, geschlagen, fiel wieder hin und wurde in einen Polizeiwagen geworfen.

23. Ich glaube, ich habe geschlafen, bis ich hörte, wie ein weißer Polizist in einem weißen Hemd fluchend hereinkam und mich auf die Stirn schlug.

24. Ich erinnere mich nicht an viel von dem, was er sagte, außer an jede Menge "Nigger", "schwarze Motherfucker" und ähnliches.

25. Ich glaube, er ging wieder, und ich schlief. Ich erinnere mich nicht daran, ob und wann der Wagen gefahren ist.

26. Ich wachte auf und hörte den Fahrer über Funk über seinen Gefangenen sprechen.

27. Aus dem anonymen Krächzen des Funks erfuhr ich, daß ich zum Polizeiverwaltungsgebäude ein paar Häuserblocks entfernt unterwegs war.

28. Dann hörte es sich an wie "1.D 'd as M-1", und der Fahrer wurde angewiesen, zum Jefferson-Hospital zu fahren.

29. Bei der Ankunft wurde ich aus dem Wagen auf den Boden geworfen und geschlagen.

30. Am Eingang zum Jefferson wurde ich erneut geschlagen.

31. Das Blut in meiner Lunge machte das Sprechen schwer und Schreien unmöglich.

32. Ich habe niemals irgend etwas gestanden, weil ich nichts zu gestehen hatte.

33. Ich habe niemals gesagt, ich hätte den Polizisten erschossen. Ich habe den Polizisten nicht erschossen.

34. Ich habe niemals gesagt, ich hoffte er würde sterben. Ich würde so etwas niemals sagen. Ich versichere hiermit in Kenntnis der Strafbarkeit einer falschen eidlichen Erklärung nach dem Gesetz der Vereinigten Staaten von Amerika, daß obige Erklärung wahr und richtig ist und am 3. Mai 2001 von mir in Waynesburg, Pennsylvania, verfaßt wurde.

Mumia Abu-Jamal