Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 300, 28./29. Dezember 2002
Das US-Imperium rüstet zum Krieg und begründet sein Vorgehen vor allem mit der angeblichen »Bedrohung« durch einen Widersacher - Irak. Nur wenige sehen in dem Land der Dritten Welt allerdings eine wirkliche Bedrohung.
Wie würden Sie sich verhalten, wenn es da wirklich ein Land gäbe, eines, das sich sogar in unmittelbarer Nähe Ihres Landes befindet, und das sich nicht nur als erklärter Feind gibt, sondern sich nachweisbar kriegerischer Akte gegen Ihr Volk schuldig gemacht hätte, die bereits zu beträchtlichen Opfern und Verlusten an Leib und Leben geführt haben? Die Bevölkerung von Kuba muß nach einem solchen Gegner nicht lange suchen. Ihr »erklärter Feind« ist der Koloß im Norden - die USA, die nicht nur damit gedroht haben, Schaden anzurichten, sondern genau das auch seit einem halben Jahrhundert tun!
Die USA haben eingeräumt, in wenigstens elf Fällen versucht zu haben, den kubanischen Regierungschef, Dr. Fidel Castro, zu ermorden. Die USA haben weiter versucht, die Insel militärisch zu erobern, haben Ackerflächen mit Giftstoffen unbrauchbar gemacht und den kubanischen Viehbestand mit Seuchenerregern kontaminiert. Ich wiederhole: All diese Maßnahmen haben US-Regierungen öffentlich zugegeben.
Vor kurzem sind fünf Staatsbürger Kubas in Miami verhaftet und unter Anklage gestellt worden, für die Regierung in Havanna spioniert zu haben. Tatsächlich waren die fünf Verhafteten damit befaßt, terroristische Aktionen von Exil-Kubanern aus Miami gegen ihr Heimatland aufzudecken und zu verhindern. Sie haben über Vorbereitungen solcher Anschläge nach Havanna berichtet. Die kubanische Regierung hat diese Berichte umgehend der US-Regierung zukommen lassen und diese ersucht, alle Akte des Terrorismus zu unterbinden, die seit 1959 - dem Sieg der kubanischen Revolution - bis 1999 über 3.000 Todesopfer unter der kubanischen Bevölkerung gefordert haben. Die US-Regierung hat auf dieses Ersuchen geantwortet, indem sie die fünf Kubaner als »Spione« verhaften ließ. Sie wurden zu Haftstrafen von 15 Jahren bis Lebenslänglich verurteilt - weil sie ihr Land vor Terrorakten schützen wollten.
Die US-Regierung insistiert darauf, zu einem Präventivschlag gegen ein Land legitmiert zu sein, das bisher keinerlei Angriffe gegen die USA geführt hat (Irak), und stellt aber gleichzeitig Verteidigungsmaßnahmen eines anderen Landes (Kuba) gegen weitere terroristische Angriffe auf sein Territorium unter Strafe. Das entbehrt jeder Logik.
Die »Kuba-5« - Gerardo Hernandez, Fernando Gonzalez, Ramón Labanino, Antonio Guerrero und René Gonzalez - haben weder Handlungen gegen die USA begangen noch Staatsgeheimnisse ausgespäht. Sie haben sich ausschließlich Zugang zur exilkubanischen Gemeinde verschafft und dort Planungen von terroristischen Anschlägen auf ihr Heimatland überwacht und die Ergebnisse nach Hause übermittelt. Obwohl sie sich an keinen terroristischen Aktivitäten beteiligt haben, sondern im Gegenteil 170 solcher Anschläge verhindert haben, wurden sie dem US-Strafvollzug überstellt.
Man fragt sich, ob die USA tatsächlich einen »Krieg gegen den Terrorismus« führen. Wenn ja, wie geht es dann an, daß diejenigen, die den Terrorismus real bekämpfen, dafür ins Gefängnis geworfen werden?
Die »rabiblancos« der Miami-Mafia - fanatische Anti-Castro-Kubaner - , die sich tatsächlich aktiv am Terror gegen die kubanische Bevölkerung beteiligen, haben von den Amerikanern nichts zu befürchten, weil die US-Regierung ihre Aktivitäten indirekt unterstützt und finanziert.
In den USA werden jetzt landesweit Unterstützung und Solidarität für die »Kuba-5« organisiert. Wer sich dieser Initiative anschließt, stellt sich wirklich dem Terrorismus entgegen und unterstützt eine anti-terroristische Gruppe von Leuten, die nichts anderes gemacht haben, als ihr Heimatland gegen eine ausländische Aggression zu verteidigen.
Kontakt: www.freethefive.org/
Übersetzung: Jürgen Heiser