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Globalisierung und Gewalt
Krieg der USA gegen den Terror oder Krieg zur Beherrschung der Welt?


In Zeiten großer und verwirrender Ereignisse ist es manchmal hilfreich, sich einfacheren Dingen zuzuwenden, die ein Licht auf die komlexeren Zusammenhänge werfen.

Die Ereignisse des 11. September und in der Folge die Bombardierung Afghanistans durch die amerikanische Luftwaffe sind nur der Beginn eines weltweiten militärischen Feldzuges, der droht, gegen Irak, vielleicht Iran, Somalia und sogar die weit entfernten Philippinen gerichtet zu werden.

Man sagt uns, daß dieser Krieg Jahre dauern wird, vielleicht auch Jahrzehnte, und daß er in weit ausgedehnten Gebieten dieser Erde geführt werden wird. Nach den Worten der Bush- Regierung ist es ein "Krieg gegen den Terrorismus", ein "Krieg gegen das Böse" und ein "Kampf der Kulturen". Und natürlich stecken hinter dem königlichen "Wir" die perfekten Guten, "sie", die anderen, sind das ewig Böse.

Man fragt sich, wann einer ein "Terrorist" ist und wann nicht.

Der verstorbene pakistanische Gelehrte Eqbal Ahmad weist darauf hin, wie die Geschichte und die Verhältnisse solche Charakterisierung verändern können:

"Bis etwa um 1930 und 1940 wurde die jüdische Untergrundbewegung in Palästina als ‚terroristisch' bezeichnet. Dann geschah etwas: um 1942, als sich die Nachrichten über den Holocaust ausbreiteten, entstand in der westlichen Welt eine Art liberale Sympathie mit dem jüdischen Volk. Um 1944 wurden die Terroristen in Palästina, die Zionisten, plötzlich ‚Freiheitskämpfer' genannt. Wenn man in die Geschichtsbücher schaut, dann kann man wenigstens zwei israelische Ministerpräsidenten finden, die auf Fahndungsplakaten unter der Überschrift ‚Gesuchte Terroristen' erscheinen. Die höchste Belohnung, die ich sah, belief sich auf 100.000 britische Pfund und war auf den Kopf von Menachem Begin ausgesetzt. Der andere Terrorist war Yitzak Shamir."

(Eqbal Ahmad in "Terrorism: Theirs & Ours", New York 2001)

Der Terrorismus von gestern ist zum Nationalismus von heute geworden.

Die momentanen Interessen und Ziele der USA und ihrer westlichen Partner richten sich weniger gegen den Terrorismus, sondern vielmehr gegen eine Welt, die gegenüber dem Treiben des neokolonialistischen Konzernkapitalismus stumm und regungslos bleiben soll.

Es geht nicht darum, daß die Demokratie in Gefahr ist, denn wenn es darum ginge, warum unterstützt der Westen dann Regime wie die der Saudis oder der Emirate, die nicht einmal den Anschein einer demokratischen Regierungsform vorzuweisen haben? In Gefahr ist in Wirklichkeit die Kontrolle des Westens über Ressourcen wie Öl und Erdgas. In Gefahr ist die Hegemonie oder die Fortdauer der Vorherrschaft über die sich entwickelnde Welt durch den westlichen Industriekapitalismus unter der Fahne der Globalisierung.

Globalisierung bedeutet die weltweite Anwendung von Gewalt, um lokale, regionlae oder nationale Bewegungen zu unterdrücken, die nach Befreiung oder Autonomie streben. Globalisierung bedeutet die weltweite Ausbreitung der Medienmaschinerie der reichen Eliten, um einen ungerechten Status quo zu rechtfertigen. Globalisierung bedeutet Terror im Weltmaßstab, um das herrschende System zu schützen.

(Übersetzung: Jürgen Heiser)